5 Fragen an: Christina Horváth-Stenner (MAS ETH in Mediation in Peace Processes)

«Inspired by the best». Wir gehen unserem Claim auf den Grund: Wo und was sind Inspirationsquellen in der Weiterbildung? Dr. Christina Horváth-Stenner hat kürzlich das MAS ETH in Mediation in Peace Processes absolviert. Für sie war das Studium an der ETH neben seiner Professionalität und hohen Qualität eine wahre Bereicherung durch den Austausch mit ihren Mitstudierenden.  

Interview mit Christina Horváth-Stenner

School for Continuing Education: Welche Karrierestation hat Sie am meisten geprägt?

Christina Horváth-Stenner: Die gewaltsame Auflösung der Sitzstreiks der Muslimbruderschaft in Kairo 2013 war eins der prägendsten Ereignisse für meinen Berufsweg. Ich hatte mich zu der Zeit mit ganzer Kraft über zwei Jahre lang für mehr politischen Dialog in Ägypten engagiert. Der erneute Ausbruch an (staatlicher) Gewalt kam für mich überraschend und war enttäuschend. Dieses Ereignis hat mich sehr über meinen eigenen Wirkungskreis nachdenken lassen. Gleichermassen wuchs daraus der Wunsch, Politik mehr mitgestalten zu wollen. So war und ist einer meiner prägendsten Karrierestationen meine derzeitige Arbeit als Mediationsreferentin bei der OSZE. Hier berate ich u.a. die OSZE-Sonderbeauftragten zu mehr Effektivität in den unterschiedlichen Friedensprozessen.

Wer oder was ist Ihre Inspiration?

Ich bin fasziniert von Menschen und ihrem Verhalten in Konflikten, vor allem Ihrer Fähigkeit sie zu lösen. Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass Konflikten jeglicher Art der Versuch gewährt werden sollte, friedlich gelöst zu werden. Meine Arbeit in der politischen Friedensmediation lässt für mich menschliche, psychologische Phänomene mit politischen Interessen auf ideale Weise miteinander verschmelzen.

Portrait von Christina Horváth-Stenner
Christina Horváth-Stenner (OSCE) am Oslo Forum 2018 (Bild: Ilja C. Hendel)

Dr. Christina Horvath-Stenner hat kürzlich des MAS ETH in Mediation in Peace Processes absolviert. Sie ist eine erfahrene Mediationsexpertin und hat sich auf wirtschaftliche Fragen in Friedensprozessen, auf das Prozessdesign vor allem in langwierigen Konflikten und technische Verhandlungskompetenzen spezialisiert. Derzeit arbeitet sie als Referentin für Mediationsunterstützung bei der OSZE in Wien mit einem Fokus auf die Ukraine. Ihre regionale Erfahrung umfasst die Unterstützung von Track 1–2 Friedensprozessen auf dem Balkan, in der Ukraine, Moldau, Georgien sowie Ägypten und Ostasien. Sie spricht Englisch, Japanisch und Französisch. Sie hat kürzlich das externe Seite deutsche Netzwerk für Friedensmediatorinnen mitbegründet.
 

Mit welchen Erwartungen sind Sie in Ihre Weiterbildung an der ETH Zürich gestartet? Wurden diese erfüllt?

Ja, meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt! Ich startete den MAS ETH in Mediation in Peace Processes (MAS ETH MPP) mit der Erwartung, sowohl Denkanstösse für die realpolitischen Herausforderungen meiner Arbeit zu gewinnen als auch wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Konfliktforschung zu erhalten. Und nicht zuletzt war ich sehr auf der Suche nach Gleichgesinnten meines Faches. Das Studium an der ETH war neben seiner Professionalität und hohen Qualität eine wahre Bereicherung durch den Austausch mit meinen Mitstudierenden.

Welche Möglichkeiten hat Ihnen der digitale Unterricht im MAS ETH MPP eröffnet?

Ich war positiv überrascht, wie gut es sich online lernen lässt. Ich denke, der Schlüssel zu erfolgreichem digitalen Lernen besteht darin, die komplette Bandbreite an unterschiedlichen technischen Möglichkeiten abwechselnd zu nutzen. Sowie der Beginn des Fernsehens zunächst irrtümlich nur aus einer Radiomoderation vor Kamera bestand, so bedeutet digitaler Unterricht ebenfalls mehr als nur aus Vorlesungen über Zoom. Während der digitalen Module haben wir gemeinsam Bücher geschrieben, eigene soziale Medien kreiert und uns sogar an einem digitalen Strand auf einen Cocktail getroffen!

In die Praxis: Die internationale OSZE-Beobachtermission in der Ukraine wurde aufgrund des Vetos von Russland nicht verlängert. Mittlerweile hat die Organisation alle Beobachter:innen vor Ort abgezogen. Wie beurteilen Sie die Auswirkungen dieser Entwicklung?

Die halbjährig notwendige Verlängerung des Mandats der OSZE-Beobachtermission (SMM) in der Ukraine kam aufgrund fehlenden Konsenses der OSZE-Teilnehmerstaaten Ende März 2022 nicht mehr zustande. Die SMM befindet sich nun in einem administrativen Modus. Die OSZE ist derzeit weiterhin noch mit ihrer Mission des Projektkoordinators in der Ukraine vertreten. Nun ist es an den Konfliktparteien, ihre Interessen nicht mehr militärisch, sondern durch Verhandlung erfüllt zu bekommen. Wie auch immer ein umfassendes Friedensabkommen aussehen wird, die OSZE wird auch in der Zukunft geeignete Instrumente, sicherlich auch zusammen mit anderen Organisationen, zur Unterstützung des Friedens anbieten können.  

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