Wo sonst lernt eine Gruppe von unterschiedlichsten Expert:innen zusammen auf höchstem Niveau Wissenschaft und Praxis zu verbinden?

Raquel Gagliano hat lange nach einer Weiterbildungsmöglichkeit gesucht, die einen ganzheitlichen Ansatz rund um das Thema Nachhaltigkeit bietet. Mit dem ETH MAS in Regenerative Systems ist sie fündig geworden. Im Interview erzählt die Architektin mit Schwerpunkt nachhaltiges Design, was das DRRS-Programm in ihren Augen so einzigartig macht.

von Maja Bütikofer
Titelbild: Tobias Luthe

Interview mit Raquel Gagliano

Portrait von Raquel Gagliano
CAS-Teilnehmerin Raquel Gagliano auf Feldstudie im italienischen Dorf Ostana, Piemont. (Bild: Martin Schütz)

School for Continuing Education: Was hat Sie dazu gebracht, sich für den MAS ETH in Regenerative Systems zu bewerben?

Raquel Gagliano: Schon das erste CAS ETH in Regenerative Systems: Sustainability to Regeneration war für mich eine grossartige Erfahrung. Ich hatte von Anfang an das ganze Programm im Kopf, weil ich einen bestimmten Werdegang habe. Ich bin zwar Designerin mit einem Hintergrund in bioklimatischem und nachhaltigem Design, aber wenn man es in der Praxis anwendet, ist es unvollständig, wie ein Teil eines grösseren Puzzles. Bislang war Kohlenstoff der wichtigste Indikator für Umweltprobleme im Bausektor. Aber was ist mit Böden? Was ist mit Ökosystemen, biologischer Vielfalt und Wassersystemen? Nichts davon wird in der bebauten Umwelt angegangen. Europa ist in Sachen Nachhaltigkeit sehr avantgardistisch, aber es konzentriert sich hauptsächlich auf technische Lösungen. Ich wollte etwas, das ganzheitlicher und systemischer ist. Und genau das bietet dieses Programm: Denken und designen in lebenden Systemen. Auf diese Weise werden wir unsere Beziehung zur natürlichen Welt wiederherstellen.

In meinem Fall bedeutet das, über die engen Grenzen der Architektur hinauszugehen und die Landschaftsentwicklung und die ökologische Wiederherstellung mit einzubeziehen. Nur wenn man das grosse Ganze betrachtet, bewirkt man auch etwas.

Warum ist dieser ganzheitliche Ansatz so wichtig, unabhängig davon, in welchem Beruf man arbeitet?

Ohne eine ganzheitliche Sichtweise kann man sich nicht mit Nachhaltigkeit befassen. Wenn man sich nur mit einem Teil des Problems und nur einem Massstab beschäftigt, wird man immer nur auf Lösungen stossen, die auf lange Sicht nicht ausreichen, weil sie nicht tief genug wirken. Wir müssen das gesamte System betrachten, wenn wir die grossen Probleme lösen wollen. Eine systemische Sichtweise ist das, was im breiteren Nachhaltigkeitsdiskurs heute fehlt.

Wie unterstützt Sie das DRRS-Programm mit der MOOC-Reihe und seinem MAS dabei, diesen systemischen Ansatz zu verinnerlichen?

Mir gefällt am Programm vor allem, dass die Teilnehmenden erfahrene Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen sind, und dass sie eine gemeinsame Vision haben. Das Programm verbindet die berufliche Praxis mit der wissenschaftlichen Präzision der ETH. Man hat Zugang zu dem gesamten Lernsystem. Das gilt bereits für die frei zugängliche MOOC-Reihe, in der Programmleiter Tobias Luthe brillante Köpfe der ETH eingeladen hat, wie Prof. Jaboury Ghazoul vom Departement für Umweltsystemwissenschaften, Alexa Firmenich vom Crowther Lab der ETH Zürich und viele andere. Durch den MOOC bin ich auf die Vorlesungen von Prof. Ghazoul überhaupt erst aufmerksam geworden. Ich besuche seine Veranstaltungen in Zürich regelmässig.

Raquel Gagliano (Bildmitte, stehend) im Serious Game Workshop
Raquel Gagliano (Bildmitte, stehend) im Serious Game Workshop. (Bild: Tobias Luthe)

Warum ist das Programm so wertvoll für Sie?

Einerseits profitiert man von diesem brillanten wissenschaftlichen Hintergrund der ETH. Andererseits ist das Programm auch sehr auf die Praxis und Berufserfahrung ausgerichtet. Mit den Feldstudien und der ausseruniversitären Perspektive verbindet die Weiterbildung beide Welten. Für uns Berufstätige ist dieser Praxisbezug sehr wichtig. Besonders gut gefällt mir einer der Programm-Claims: «Forschung durch Design». Denn für mich ist Forschung durch Design mit der Praxis verbunden. Es geht darum, das Wissen durch wiederholtes Tun und Anpassen zu erweitern, offen zu sein für Neues - oder, wie es im Programm heisst, «learning to unlearn to be able to relearn».

Haben Sie Tipps für Neulinge, die über das CAS ETH Regenerative Materials: Beyond Systems Thinking in das Programm einsteigen?

Ich würde sofort mit der Arbeit am Quest beginnen, der als eine Art Lernkompass dient. Dazu sollte man ein klares Ziel vor Augen haben, das einen bei der Entwicklung der Abschlussarbeit leitet.

Weiterführende Informationen

  • Das CAS ETH in Regenerative Systems: Beyond Systems Thinking ist das zweite von insgesamt drei CAS, die zusammen mit einem MAS-Abschlussmodul den MAS ETH in Regenerative Systems bilden. Eine Voraussetzung für die Bewerbung zum CAS ETH in Regenerative Systems: Beyond Systems Thinking ist die erfolgreiche Teilnahme an MOOC#1 und MOOC#2. Letztere Kurs sollte zum Zeitpunkt der Bewerbung zumindest begonnen worden sein.
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  • Erfahren Sie mehr über designing resilient regenerative systems (DRRS).
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